Das ist die rechte Liebestreue
Strophe 1
Das ist die rechte Liebestreue,
die fest an ihrem Herren hängt
und ohne Unterlass aufs Neue
in allem Ihm zu dienen denkt;
die im Geringen und im Kleinen
es recht genau und ernstlich nimmt
und wissentlich auch nicht in einen,
wenn noch so kleinen Fehler stimmt.
Strophe 2
Denn wisse, Seele, dass den kleinsten
Gehorsam nicht der Herr vergisst,
weil bei dem kleinsten Dienst am reinsten
das Herz von eitler Selbstsucht ist.
Fang an, im Kleinsten dich zu üben,
die kleinste Sünde hass und scheu,
denn im Gehorsam wächst das Lieben,
aus kleiner Treu wird große Treu.
Strophe 3
Wenn du die groben Sünden meidest
aus Furcht vor Schmach, und ohne Scheu
die kleinen Mängel an dir leidest,
das ist noch keine Liebestreu.
Das heißt noch nicht den Herren lieben,
sich Ihm aus allen Kräften weihn;
das heißt noch folgen seinen Trieben,
teils Herr, teils Christi Jünger sein.
Strophe 4
Denn wer sich ganz des Herren nennet,
der folgt Ihm immer, und der flieht
das Kleinste, was vom Herrn Ihn trennet
und einer Sünde ähnlich sieht.
Er sucht in allem Christi Ehre
und wie in allem allezeit
er sich in dessen Bild verkläre,
dem er als Jünger sich geweiht.
Strophe 5
O Herz, nach solcher Liebestreue
verlange, trachte, ringe ernst,
damit du täglich und aufs neue
Ihn durch Gehorsam ehren lernst.
Nicht nur im Großen, im Geringen
sei Ihm zu dienen auch bedacht,
so wird dem ernsten Fleiß gelingen,
was Trägheit dir unmöglich macht.