Wer sich dünken lässt
Strophe 1
Wer sich dünken lässt, er stehet,
sehe zu, dass er nicht fall;
es umschleicht ihn, wo er gehet,
der Versucher überall.
Strophe 2
Sicherheit hat viel betrogen.
Schlafsucht tut dem Geist nicht gut;
wen sie täuschend überwogen,
der verlieret Kraft und Mut.
Strophe 3
Falsche Freiheit bringt Verderben,
Knechtschaft ist ihr sichrer Lohn;
wahre Freiheit zu erwerben,
flehe stets zu Gottes Sohn.
Strophe 4
Unser Feind ist stets in Waffen,
nie kommt ihn der Schlummer an;
wirst im Eifer du erschlaffen,
o, so ist's um dich getan!
Strophe 5
Wohl dem, der mit Wachen, Flehen
wandelt auf der schmalen Bahn!
Der wird ewiglich bestehen,
wenn der Arge stürmt heran.
Strophe 6
O Du Hüter Deiner Kinder,
der Du schlummerst nicht noch schläfst,
mache mich zum Überwinder;
weh, wenn Du mich schlafend träfst!
Strophe 7
Sei Du Wecker meiner Sinnen,
lass mich stündlich wachsam sein,
dass ich, wenn ich muss von hinnen,
wachend geh zum Himmel ein!