Allgenugsam Wesen
Strophe 1
Allgenugsam Wesen,
das ich hab erlesen
mir zum höchsten Gut,
Du erfreust alleine
völlig, innig, reine
Seele, Geist und Mut.
Wer Dich hat, ist still und satt;
wer Dir kann im Geist anhangen,
darf nichts mehr verlangen.
Strophe 2
Wem Du Dich gegeben,
kann in Frieden leben;
er hat, was er will.
Wer im Herzensgrunde
lebt mit Dir im Bunde,
liebet und ist still.
Bist du da und innig nah,
muss das Schönste bald erbleichen
und das Beste weichen.
Strophe 3
Höchstes Gut der Güter,
Ruhe der Gemüter,
Trost in aller Pein,
was Geschöpfe haben,
kann den Geist nicht laben,
Du vergnügst allein.
Was ich mehr als Dich begehr,
kann mein Seligsein nur hindern
und den Frieden mindern.
Strophe 4
Was genannt mag werden
droben und auf Erden,
alles reicht nicht zu.
Einer nur kann geben
Freude, Ruh und Leben;
eins ist not: nur Du!
Hab ich Dich nur wesentlich,
so mag Leib und Seel verschmachten,
ich will's doch nicht achten.
Strophe 5
Ehre, Lust samt Schätzen
und was kann ergötzen,
will ich missen gern;
Freude, Trost und Gaben,
die sonst andre haben,
will ich auch entbehr'n.
Du sollst sein mein Teil allein,
der mir soll statt andern Dingen
Ruh und Freude bringen.
Strophe 6
Komm, Du selig Wesen,
das ich mir erlesen,
werd mir offenbar!
Meinen Hunger stille,
meinen Grund erfülle
mit Dir selber gar!
Bleib nur Du mein Gut und Ruh,
bis Du wirst in jenem Leben
Dich mir völlig geben!