Es gibt ein Land, es liegt in weiter Ferne
Strophe 1
Es gibt ein Land, es liegt in weiter Ferne,
hoch über dieser Erde Neid und Streit.
Des Pilgers Glaube weilet dort so gerne,
nur leise ahnend seine Herrlichkeit.
Die Erde, diese Stätte vieler Tränen,
nicht stillet sie der Seele heißes Sehnen.
Sie beut nur Träber, zieht nur niederwärts,
Sie hat nicht Trost, nicht Speise für das Herz.
Strophe 2
Es gibt ein Land, wo alle Wünsche schweigen,
wo jedes Auge ganz gesättigt ist,
wo aller Haupt anbetend sich wird neigen,
wo Du, o Herr, für jeden alles bist.
Hier hegt das Herz manch törichtes Begehren,
hier heißt's so vielen seiner Wünsche wehren.
Das Lob ist karg, der Dank so matt und schwach,
und statt der Lieder tönt so manches Ach.
Strophe 3
Es gibt ein Land, darin ein Strom sich breitet
mit heller, wunderbar kristallner Flut,
an dessen Ufern mich mein Heiland leitet,
an dessen Wassern sich's so wonnig ruht.
Auf Erden sind nur löchrichte Zisternen,
nur Gaukelbilder, die in grauen Fernen
mir malen einen palmenreichen Strand –
und komm ich hin, ist's dürrer Wüstensand.
Strophe 4
Es gibt ein Land, ihr müden Weggenossen,
das eine ew'ge Fülle für uns hat,
o welches Glück! – Drum pilgert unverdrossen:
schon winkt das Ziel; des Weges Ende naht!
Vielleicht kommt Er noch heut nach Seinen Worten,
dann öffnen sich der Himmelsheimat Pforten,
dann führt der Herr uns ein ins Vaterhaus:
Wir sind daheim! Wer misst die Freude aus?