Hoher Fremdling, der zur Erde aus der Herrlichkeit einst kam
Strophe 1
Hoher Fremdling, der zur Erde
aus der Herrlichkeit einst kam,
wurdest Mensch, der viel Beschwerde
hier freiwillig auf Sich nahm;
Der in rauher Erdenhülle
unter schlichtem Pilgerkleid
barg der Gottheit ganze Fülle,
Du, der Herr der Herrlichkeit!
Strophe 2
Fremdling unter Deinem Volke,
das mit Psalmen Dich empfing,
und dem doch die Schleierwolke
vor den matten Blicken hing;
das in Leibesnot und -schmerze
bittend griff nach Deiner Hand,
aber nie Dein himmlisch Herze,
nie Dein göttlich Wort verstand.
Strophe 3
Fremdling auch auf dieser Erde,
die Dein eignes Machtwort trug:
Du fandst Mühsal und Beschwerde,
Leid und Kummer, Not genug.
Wo das Wild hat eine Stätte
und ein Nest des Vogels Brut,
fand des Menschen Sohn kein Bette,
da Sein Haupt in Frieden ruht'.
Strophe 4
Hoher Fremdling, gib hienieden
mir den rechten Fremdlingssinn,
dass ich, reich in Deinem Frieden,
gern ein Gast und Pilger bin.
Geht mein Pfad durch Kampf und Leiden,
oder über grüne Au'n:
lass mich stets in Schmerz und Freuden
unverwandt gen Himmel schaun!