Es geht eine arme Seele

Es geht eine arme Seele
durchs Land der wechselnden Zeit.
Bist du der Seele begeget
in ihrem tiefen Leid?

Die Seele trägt eine Wunde
und weiß es selber nicht klar,
sie spürt nur ein heißes Brennen
tief drinnen immerdar.

Denn um diese Seele ringen
zwei Mächte in heißem Streit;
sie kämpfen um Kraft und Willen
der Seele im Erdenkleid.

Den Willen will sie behalten,
ihr eigner Herr will sie sein;
von fremder Macht wie geblendet,
sieht sie das Große klein.

Die andre Macht zieht mit Liebe
und spricht zu der Seele still;
sie möchte den Schmuck ihr geben,
drin der König sie sehen will.

Doch noch geht die arme Seele
dahin in Schmerzen und Pein,
sie wehrt sich gegen den Stachel
und will nicht verbunden sein.

Sag, kennst du die arme Seele?
ich bitt dich, begegnest du ihr,
tritt leise, sie ist verwundet,
sie braucht viel Liebe von dir.

Geh, frage den Arzt der Seelen,
Er nur weiß, was ihr frommt,
und wie die kämpfende Seele
endlich zur Ruhe kommt.

Lass dich von Ihm unterweisen,
was die kranke Seele braucht;
nur der kann helfen, der selber
in Gottes Frieden getaucht.

Ja, glaube für sie, trag sie treulich
immer in Sonnenlicht;
bis sie ihren Schaden entdeckt hat
und weiß, was ihr gebricht.

Bis sie sieht, das Blut Jesu Christi
nur wäscht mich von Sünden rein,
und will vor den Augen Gottes
nichts als ein Sünder sein.

Dann geht diese arme Seele
als Sieger, genesen, befreit,
die ew'ge Glückseligkeit tragend,
fortan durch die wechselnde Zeit.