Meine Seele senket sich
Strophe 1
Meine Seele senket sich
hin in Gottes Herz und Hände
und erwartet ruhiglich
Seiner Wege Ziel und Ende,
liegt fein stille, nackt und bloß
in des liebsten Vaters Schoß.
Strophe 2
Meine Seele murret nicht,
ist mit allem wohl zufrieden;
was der eigne Wille spricht,
ist zum Tode schon beschieden,
was die Ungeduld erregt,
ist in Christi Grab gelegt.
Strophe 3
Meine Seele sorget nicht,
will vielmehr an nichts gedenken,
was gleich spitzen Dornen sticht
und den Frieden nur kann kränken.
Sorgen kommt dem Schöpfer zu;
meine Seele suchet Ruh.
Strophe 4
Meine Seele klaget nicht,
denn sie weiß von keinen Nöten,
hängt an Gottes Angesicht
auch alsdann, wenn Er will töten;
wo sich Fleisch und Blut beklagt,
wird das Freudenlicht verjagt.
Strophe 5
Meine Seel ist still zu Gott,
und die Zunge bleibt gebunden;
also hab ich allen Spott,
alle Marter überwunden,
bin gleich wie ein stilles Meer,
voll von Gottes Preis und Ehr!